Paulo de Brito

Was ich über meine Kunst denke.

„Die Beherrschung von Material zwischen Kontrolle und Kontrollverlust ist wohl eine grundsätzliche Eigenschaft meiner Kunst – sei es die Beherrschung von Farben auf der Leinwand in meinen Spritzbildern oder die Neudeutung und Kombination von alltäglichen, oft gefundenen Materialien, die sonst im Müll landen würden. Ich arbeite oft mit dem Einsatz meines ganzen Körpers. Es ist ein Ringen mit dem Material, dass ich entweder selbst physisch verändere oder in denen bereits eine Veränderung durch die Einwirkung anderer Naturkräfte stattgefunden hat, die ich nur noch hervorzuheben brauche. Meine Kunstwerke sind real gewordene Manifestation dieser Zwiegespräche zwischen mir und dem Material.

Als Kind erlebte ich den verheerenden Waldbrand in den portugiesischen Bergen der Serra da Estrela, direkt hinter meinem Elternhaus. Die zuvor überwältigend schöne und harmonische Natur ging dadurch unwiederbringlich verloren. Neben dem Verlust der Lebensgrundlage für viele Bauern, Winzer und Schäfer, sind es vor allem die fatalen, ökologischen Folgen – wie Wasserknappheit, Erosion und Klimaausgleich – an denen die Gegend bis heute leidet. Das Erlebnis dieses Infernos lässt mich seither nicht mehr los.

Ich suche nach Wegen wie ich das, was ich damals als Kind gefühlt habe, für den Betrachter spürbar machen kann. In vielen meiner Assemblagen und Rauminstallationen beschäftige ich mich deshalb mit der zerstörerischen Kraft des Feuers – bspw. mit den durch Feuer transformierten Metallteilen und verkohlten Holzteilen, die mir von einer Freundin, deren Haus tatsächlich abgebrannt ist, überlassen wurden. Paradoxerweise muss ich eingestehen, dass den zerstörten Gegenständen eine eigene, durch die Kraft des Feuers überhaupt erst zu Tage gebrachte Schönheit innewohnt. Auch mit dieser Facette beschäftige ich mich in meiner Kunst.

Die neue Rauminstallation „Ignis Mundi“ soll dem Betrachter einerseits das Gefühl geben, mitten in einem Feuerinferno zu stehen, aus dem es kein Entrinnen gibt, wenn es einmal entfesselt ist. Auf der anderen Seite hat der Betracht so überhaupt erst die Möglichkeit, die Farbenschönheit der Flammen in Ruhe zu betrachten, ohne sich selbst in Gefahr zu begeben.“

 


Virtuelle Ausstellungen

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